Küstenkind7

Von Herkunft, Heimat und Zuhause
Mit der Herkunft verbunden
Heimatliebe ist etwas ganz besonderes

Und im Laufe eines Lebens verändert sich manchmal die Einstellung zur eigenen Herkunft. Manchmal geht die Liebe unterwegs verloren. Manchmal findet man sie unerwartet wieder. Aber ein Küstenkind, bleibt immer ein Küstenkind.

Ich bin ein echtes Küstenkind. Von der Seeluft und dem Gegenwind der Küstengebiete umgeben, bin ich groß geworden.

Norden – Meer und Weite

Ik kann Platt prooten und das Moin Moin schon sabbeln, bevor ich Fahrrad fahren konnte. Und ich habe es sehr geliebt, mein Ostfriesland. Und ich liebe es noch heute. Doch diese Liebe hat sich verändert.

Als Kind habe ich es genossen in vollkommener Freiheit mit meinen Freunden auf den Wiesen und in den Gräben zu spielen und erst wieder nach Hause zu kommen, wenn uns die Mägen knurrten. Mit dreckigen Hosen und rosigen Wangen.

Ich habe verflucht, dass man einfach immer Gegenwind hat, egal in welche Richtung man fährt. Und war gleichzeitig dankbar, nie mit überfüllten S-Bahnen durch die Stadt fahren zu müssen.

Kühe, Maisfelder und Matjes zum Mittagessen gehörten genauso zu meinem Leben wie Möwen, die über unser Haus flogen.

Ich habe mit meiner Oma Krabben gepult und meinem Opa gelauscht, wenn er von seiner Zeit auf dem Torfkahn erzählte. Und ich habe die schönste Kindheit gehabt, die man sich wünschen kann.

Als ich dann erwachsen wurde, war ich all dem einfach überdrüssig.

Fernweh
Ich konnte die Weite nicht mehr sehen, die Einsamkeit nicht mehr ertragen und wollte nicht mehr ewig bis in die nächste Stadt fahren. Es zog mich weg.

Vielleicht nicht gleich in die ganz große Welt, aber endlich mal was Neues sehen. Irgendwo leben, wo man nicht kilometerweit über die Felder schauen kann und trotzdem seinen Horizont erweitert. Also ging ich.

Dem Norden fern

Seitdem sind fast 6 Jahre vergangen. Und in dieser Zeit sind mir so viele Menschen begegnet, die mit völligem Unverständnis auf mein Handeln reagierten. Dann hat oft schon meine nordische Aussprache gereicht und spätestens bei meinem ostfriesischen Namen wurde man hellhörig. Warum es mich denn fortgetrieben hat. Fort von diesem wunderbaren Ort. Wo man die allerschönsten Urlaube hatte. Und wo man am liebsten leben würde, weil es doch so schön ruhig und friedlich war. Und die Menschen auf eine so sympathische Art ein wenig grummelig. Und ganz ehrlich? Lange Zeit habe ich dann meinerseits mit vollkommenem Unverständnis reagiert. Weil ich all diese scheinbar schönen Eigenschaften meiner Heimat einfach satthatte. Und weil ich es absolut nicht bereut hatte zu gehen.

Und ich bereue es bis heute nicht. Ich habe den Ort gefunden, an dem ich leben möchte, an dem ich glücklich bin. Und ich kann es endlich wieder genießen in die Heimat zu fahren. Ich kann die Landschaft wieder genießen und mich über die schwarz bunten Kühe freuen. Der Matjes schmeckt mir wieder und wenn ich meine Eltern Platt reden höre, dann weiß ich, das ist meine Heimat. Und sie wird es immer sein.

Wenn ich dann auf dem Weg nach Hause den Möwen winke und den Feldern Auf Wiedersehen sage, weiß ich, ich komme wieder. Und dann freue mich schon auf den Moment, in dem mir die Formen der Wolken verraten, dass die Küste nicht mehr weit ist.

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